Ein Tag mit... Paul Browne
Lehrer an der SIS Swiss International School, Stuttgart
7.00 Uhr: Paul Browne stellt seine Tasche im Lehrerzimmer der SIS Swiss International School (SIS) in Stuttgart-Fellbach ab. Nur 15 Minuten braucht er morgens, er wohnt mit seiner Familie nicht weit von der Schule entfernt. Der Weg, der ihn an die SIS geführt hat, war jedoch ein langer. Als junger Mann wanderte der gebürtige Engländer mit seiner deutschen Frau nach Neuseeland aus. 20 Jahre verbrachten sie dort, gründeten eine Familie, Browne studierte „Parks and Recreation Management“ und absolvierte das pädagogische Diplom. Bis es sie wieder zurück nach Europa, zurück in die Heimat seiner Frau zog. Vom anderen Ende der Welt aus bewarb er sich bei der SIS – und fand so seinen Weg nach Stuttgart. „Das internationale, offene Konzept der Schule hat mir sofort gefallen“, erinnert sich Browne. „Es ist dem, was ich in Neuseeland gemacht habe, sehr ähnlich. Und es passt gut zu mir und meinem persönlichen Lehrkonzept.“
Um 8.30 Uhr beginnt der Unterricht – wie jeden Morgen. Obwohl der Schulbetrieb wenig Abwechslung im Tagesablauf zulässt, gleicht doch kein Tag dem anderen. „Die Kinder verändern sich ständig“, sagt Browne. „Sie sehen und lernen neue Dinge und bringen das mit in den Unterricht.“ Als internationale Schule gestaltet die SIS den gesamten Unterricht bilingual. Jede Grundschulklasse hat zwei Lehrkräfte, die abwechselnd auf Deutsch und in der Muttersprache Englisch unterrichten. Wenn sie mit der Schule beginnen, beherrschen die Kinder häufig keine der beiden Sprachen. Sie kommen aus Indien, Spanien und Korea, China, Portugal und Holland. „Jedes Kind trägt etwas ganz individuelles bei“, sagt Browne. „Sie gehen sehr offen miteinander um, schließen schnell Freundschaften und bringen sich gegenseitig ihre Kulturen näher.“
Heute steht für Klasse 3B in der ersten Stunde Mathematik an. Browne stellt das Lernziel für diesen Tag vor: Was machen wir heute – und warum? „Wir möchten, dass die Kinder den Sinn hinter dem Unterricht verstehen.“ Als staatlich anerkannte Schule folgt auch die SIS einem festen Lehrplan. In der Grundschule genießen Lernende und Lehrkräfte aber trotzdem eine gewisse Freiheit. „Wenn wir sehen, dass die Kinder gerade an etwas anderem interessiert sind, können wir darauf eingehen.“
Ich kann nicht jedes Jahr das Gleiche machen. Das wird den Kindern langweilig – und mir auch. Ohne Routine würde es aber auch nicht funktionieren.
12.00 Uhr: Der erste Unterrichtsblock geht zu Ende. Browne nutzt die Mittagspause, um sich mit seiner deutschen Kollegin abzusprechen. Ob in Mathe, Sachunterricht oder Sport: „Wir müssen unsere Inhalte gut aufeinander abstimmen, damit es den Kindern nicht langweilig wird oder wir sie überfordern“, sagt Browne. Jede Woche planen sie gemeinsam ihre Unterrichtseinheiten und tauschen sich auch über die Entwicklung der Schüler aus. Flexibilität sei eine wichtige Eigenschaft in seinem Job, sagt Browne. „Ich kann nicht jedes Jahr das Gleiche machen. Das wird den Kindern langweilig – und mir auch. Ohne Routine würde es aber auch nicht funktionieren. Das brauchen auch die Kinder: Sie müssen wissen, was sie von uns Lehrkräften erwarten können.“
13.00 Uhr: Der zweite Unterrichtsblock beginnt, nun ist Klasse 3A dran. „Nachmittags lässt die Konzentration bei Acht-/Neunjährigen deutlich nach“, sagt Browne. Deshalb ist diese Zeit meist für Sport und kreative Fächer wie Kunst oder Musik reserviert. Seit er 2010 seine Arbeit an der SIS begann habe sich die Schule verändert, findet Browne. Ein SIS-eigener Lehrplan für IT ist ein Beispiel für diese Weiterentwicklung. Er wird ab dem nächsten Schuljahr deutschlandweit für dessen Einführung verantwortlich sein: Zwei Mal im Jahr fährt er dann mit einem Kollegen aus der Schweiz an die deutschen Standorte der SIS und präsentiert den Kollegen dort den neuen Lehrplan.
15.00 Uhr: Für heute geht der Unterricht zu Ende. Auf die Frage, ob ihm seine Arbeit Spaß macht, antwortet Browne ohne zu zögern: „Wenn Dir Lehrer sein keinen Spaß macht, dann ist es der falsche Beruf.“ Zwei Jahre verbringt Browne mit jeder seiner Klassen – das dritte und das vierte Schuljahr. Aus den Fortschritten, die die Kinder in dieser Zeit machen, schöpft er immer wieder neue Motivation für seine Arbeit: „Viele Kinder kommen zu uns und können kein Wort Englisch. Und nach wenigen Monaten reden, schreiben und lesen sie in dieser Sprache. Klar ist es für alle am Anfang schwer, aber die Kinder lernen sehr schnell.“ Auch die Eltern vertrauten auf den Erfolg des immersiven Konzepts der SIS, sagt Browne. Und er muss es wissen. Denn auch einer seiner Söhne hat an der SIS sein Abitur gemacht.